Eine Weinreise durch Südamerika

Weinproben haben beim Extisch Esslingen schon Tradition. Mal probieren wir einheimische Gewächse, mal sehr spezielle Tränke, die zwar Wein heißen, aber ganz ohne Trauben hergestellt wurden. Oder es sind besondere Sorten, wie Birnenwein oder besser „Biramoscht“ und eben auch mal erstklassige Südamerikanische Tropfen. Denn wie sagte schon Plutarch vor fast 2000 Jahren: „Der Wein ist unter den Getränken das nützlichste, unter den Arzneien das schmackhafteste und unter den Nahrungsmitteln das angenehmste“. Davon muss man unbedingt mehr wissen.

Wir trinken zwar beim Extisch üblicherweise bodenständige Viertele, denn wir haben in unserer Heimat genug sehr gute Weine. Trotzdem war es sicher für die stattliche Runde interessant, auch mal Weine aus Übersee durch einen Fachmann kennen zu lernen und zu probieren. Deswegen hatte uns Thomas Schmitt, ein Bundesbruder Jürgen Bader v. Saldo gut bekannter Weinhändler, verschiedene Rotweine und Weißweine aus Chile, Argentinien, Brasilien und Uruguay präsentiert – hauptsächlich Burgunder- und Bordeaux-Rebsorten – und als Krönung zum Schluss noch einen Dessertwein. Schmitt war ein Jahr dort und kennt die Weinberge, die Kellereien und Sorten sehr gut und importiert diese „Überseeweine“ nach Sersheim an den südlichen Rand des Strombergs, wo man ihn kaufen kann.

Natürlich sind wir alle keine Sommeliers und wollen das auch gar nicht werden. Deshalb schluckten wir die angebotenen Gewächse auch und spuckten sie nach dem Verkosten nicht aus, wie das angeblich die echten Weinkenner bei einer Weinprobe zu tun pflegen. Schließlich sind wir Schwaben und lassen nichts verkommen! Wie immer hatte auch diesmal Extischleiter Waule für ein ganzes Arsenal an herzhaften geräucherten Würstchen, Käse und Brot gesorgt, damit alle vor und während des Gelages eine gute Grundlage haben. Besonders für die kräftigen, geschmacksintensiven Rotweine erwies sich diese Auswahl als goldrichtig.

Während die Ägypter in der alten Welt schon vor 5000 Jahren Reben pflanzten, kamen solche erst im 16. Jahrhundert mit italienischen und baskischen Siedlern nach Argentinien. Um die selbe Zeit brachten Spanier ihre Reben aus Bordeaux nach Chile und zwar Sorten, die im Ursprungsland heute fast vergessen sind. In Brasilien begannen italienische Einwanderer erst im späten 19. Jahrhundert Trauben aus ihrer Heimat anzubauen, Sorten, die man bei uns eigentlich gar nicht kennt, wie Barbera, Moscato und Trebbiano. In Uruguay gibt es bis jetzt nur um Montevideo herum ein paar Weinberge, obwohl dort das Klima für Reben recht günstig sein soll.

Insbesondere Chile zählt zu den ganz großen Weinanbauländern. Dort gibt es vielleicht nicht so viele Sorten und Lagen wie bei uns, aber die erzeugten Mengen können sich sehen lassen. Auch hat man weniger Probleme mit Schädlingen und Pilzen, denn das Klima ist trocken und die Weingärten müssen aus dem Gebirge heraus bewässert werden. Deshalb kommen die Weingüter mit wenig Chemie und Giften aus, erzeugen also ihren Wein „biologischer“. Die recht großen Vineyards sind weitgehend mechanisiert, denn Hanglagen wie an der Mosel oder im Neckartal gibt es nicht.

Diese Trauben werden trotzdem von der Sonne verwöhnt. 14% Alkohol sind hier bei den voll durchgegorenen Weinen normal. Zucker oder „Süßreserve“ beizumischen ist nicht nötig. Granatroter Burgunder mit feiner Blume und kräftigem, etwas herbem Aroma gehört zu den Hauptsorten. Solche Weine schmecken insbesondere zu Wild oder einem anderen, kräftigen Mahl. Es gibt aber auch frisch fruchtige Weißweine mit süß duftendem Bukett und intensivem Geschmack. Leichte Sommerweine sucht man dagegen vergeblich. Mir sind allerdings alle diese großen, rassigen und sicher ehrlichen, wohl bekömmlichen Weine als Vierteleswein am Abend oder auch beim Extisch zu mächtig, zu schwer.

Ein herzlicher Dank gebührt Herrn Schmitt und den Bundesbrüdern Ulrich Jüngling v. Waule und Saldo für die Organisation und Durchführung dieser eindrucksvollen Weinprobe. Wir haben viel erfahren und gelernt über Südamerika, Reben und Wein. Zum Schluss hatte der harte Kern noch alle angebrochenen Flaschen bis spät in die Nacht hinein genüsslich und ordentlich ausgetrunken, auf dem Klavier angeordnet und im Bild festgehalten. Nichts ist verschüttet worden! Schließlich haben sich auch alle Besucher aufrecht und wohlgemut auf den Heimweg gemacht. Theodor Heuss, unser erster Bundespräsident, hätte seine Freude an uns gehabt, denn wir beherzigten streng seine Worte: “Wer Wein trinkt, betet; wer Wein säuft, sündigt!“

Horst Mauser v. Morse.
Kerstin thummes von seinen seminararbeit schreiben lassen erfahrungen in der prävention und bewältigung von krisen berichten.

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