Couleur

Farbensymbolik
Wohl zu den ältesten Symbolen einer Gemeinschaft gehören Feldzeichen und Fahnen bzw. die damit verbundenen Farben, die dann auch in den Wappen entsprechend in Erscheinung treten.

Auch im studentischen Bereich fand die Farbensymbolik Eingang. So trugen beispielsweise 1514 in Leipzig bei der Fronleichnamsprozession die verschiedenen Nationen jeweils eine glatte einfarbige Fahne. Später kamen auch zweifarbige Fahnen auf, das Dreifarb (= Trikolore) wurde bei uns aber erst nach der Französischen Revolution (1789) üblich. Die Farben wurden auch als Schärpen, Kokarden auf den Hüten oder an den stiefeln, als Uhrbänder, in der Wahl verschiedenfärbiger Kleidungsstücke und auch in vielen anderen Formen getragen.

Die Farben der heutigen Verbindungen sind zwar willkürlich gewählt, haben aber oft einen historischen Bezug oder lokalen Anknüpfungspunkl und weisen darüber hinaus einen ganz bestimmten Symbolgehalt auf, wie er in der Burschenstrophe und im Bundeslied näher erläutert wird. Die Verbindungsfarben treten in vielerlei Zusammenhang auf, vor allem natürlich im Burschenband, auf der Kopfbedeckung, am Schläger, im Wappen, auf Trinkgefäßen, im Zipf usw.

 

BAND
In der Zeit des Klassizismus (Goethe, Schiller) wurde die Freundschaft viel besungen und in der Dichtung mit einem Band verglichen. Es war nur ein kleiner Schritt, dieses ideelle Band symbolisch darzustellen; daraus entstand das heute übliche Brustband. Ein erster Nachweis findet sich 1800 in einem Göttinger Stammbuchblatt, um 1830 setzt es sich allgemein durch.

 

KOPFBEDECKUNG
Die mittelalterlichen Studenten trugen eine quasi-geistliche Tracht (= Kutte mit Kapuze), die Magister durften ein Barett tragen. Nach der Reformation (1517) gaben sich die Student en betont modisch und trugen auch entsprechende Kopfbedeckungen, Federhüte und später Dreispitz und Zweimaster. Die heute übliche Schirmmütze tauchte ab 1790 beim Militär auf und verbreitet sich durch die Napoleonischen Kriege, so auch beim Lützowschen Freicorps. Von dort findet sie Eingang bei den Studenten, wobei aber zunächst die Form des aus Stoff bestehenden Kopfteiles noch nicht festgelegt war. Heute gibt es eine Vielzahl von Formaten (groß, klein, schlapp, halbschlapp, steif, Hinterhauptcouleur, Biedermeierformat usw.).

Von den Chargen wird das Paradecerevis getragen. E stellt sozusagen den »Rest« einer runden Reitermütze aus der Zeig um 1820 dar. Daraus entwickelte sich das Straßencerevis, auch Prunktönnchen genannt. Dem burschenschaftlichen Brauchtumskreis entstammt die Eichenlaubstickerei, während die Corps Weinlaubstickerei tragen.

Die Biertonne ist die einfachste Version eines Cerevis. Sie ist meist den Alten Herren vorbehalten, weich, und weist außer dem Zirkel keine Stickerei auf.

Auf einen ähnlichen Ursprung wie das Cerevis geht auch der Stürmer, auch Stech- oder Österreichermütze genannt, zurück. Er soll in Anlehnung an die polnische Confederatka als studentische Sympathiekundgebung für die Polen im Kampf gegen die Russen um 1840 in Bonn entstanden sein.

Das Barett, in manchen Verbindungen von den Chargierten an Stelle des Cerevis getragen, ist eine der ältesten Formen einer Kopfbedeckung überhaupt.

 

SCHLÄGER
Die Fechtkunst entwickelte sich im Mittelalter unter romanischem Einfluß besonders in den Städten. Obwohl wiederholt verboten, wurde das Recht zum Degentra gen auch von den Studenten, nicht zuletzt in Vorwegnahme des manchmal mit dem Doktorat verbundenen persönlichen Adels, in Anspruch genommen. Ab etwa 1560 erfaßt die Studenten eine regelrechte Duellwut und man ging nach tatsächlichen oder eingebildeten Beleidigungen sofort an Ort und Stelle aufeinander los.

Gegen 1600 entstanden dann bestimmte Regeln betreffend die Überbringung der Forderung. Secundanten, Abmessung des Platzes (daher Mensur) usw. Selbst die 1794 in Preußen für Tötung des Gegners im Duell eingeführte Todesstrafe vermochte keine Änderung  herbeizuführen. Erst den Reformbestrebungen der Urburschenschaft (1815) gelang es, hier einen Wandel zu schaffen. Während die Corps das Fechten nie aufgegeben hatten, kehrten die Burschenschaften im Laufe der Zeit wieder dazu zurück. Beide machten aber dann den ab 1836 entstehenden konfessionellen (= katholischen und protestantischen) Verbindungen wegen ihrer Duell Verweigerung das Recht zum Führen des Schlägers, sowie der Wichs überhaupt, streitig. 1890 und 1925, also erst viel später, wurde von der Vatikanischen Konzilskongregarion die Mensur als für Katholiken unzulässig  verurteilt. Der heute übliche Korb- oder Glockenschläger bürgerte sich ab 1790 ein und wurde auch bald mit den Farben der Verbindung geschmückt. Heute ist er für alle Verbindungen ein Symbol der Einsatzbereitschaft für ihre — eben verschiedenen — Prinzipien. Manche Verbindungen führen an Stelle des Schlägers den alten österreichischen Offizierssäbel M 1837.

 

WICHS
Dieser Ausdruck ist erstmals 1 778 für das studentische Festkleid belegt. Er kommt von »wichsen, d. h. glänzend machen. Der mit der Wichs bekleidete Student heißt Chargierier, unabhängig davon, ob er eine Charge bekleidet oder nicht.

 

KLEIDUNG
Nachdem der Student mit der Reformation seine quasi-geistliche Tracht abgelegt hatte, gab er sich betont modisch, sei es nun in spanischer Tracht oder später in der Landsknechtkleidung.

Im 18. Jahrhundert standen einander der Renommist, der betont primitiv-derbe Kleidung trug, und der Stutzer, auch Pomadehengst genannt. gegenüber. Die Urburschenschaft legte Wert auf eine schlichte, meist schwarze »altdeutsche« Kleidung.

Bis über die Mitte unseres Jahrhunderts gehörte zur couleurfähigen Kleidung unbedingt eine Krawatte. Im internen Kreis ist das heute nicht mehr überall üblich.

Versuche, etwa nach dem Vorbild englischer Clubs, einheitliche Blazer (= Sakkos) und/oder Krawatten bei einzelnen Verbindungen einzuführen, setzten sich nicht durch.

 

ZIRKEL
Die studentischen Orden des 18. Jahrhunderts besaßen eine Geheimschrift, wobei für den Orden selbst die Bezeichnung »societas venerabilis« (= ehrwürdige Gesellschaft) oder abgekürzt »sv« verwendet wurde. Etwa ab 1785 werden diese Buchstaben ineinander verschlungen geschrieben, ebenso wie die Anfangsbuchstaben der Worte des Wahlspruchs. Während dieser anfangs meist »vivant fratres coniuncti« (= »es lebe der Kreis der Brüder<) lautete, wandelte sich seine Deutung ab 1795 in »vivat circulus fratrum« (= »es lebe die Gemeinschaft der Brüder«). In Schillers Ode »An die Freude« wird der Begriff Zirkel ebenfalls im Sinne von Freundeskreis verwendet. Bis 1820 wird der Zirkel meist ohne Rufzeichen geschrieben, bis 1850 war er oft noch ohne feste Form, d. h. in einer Verbindung gab es gleichzeitig mehrere Varianten nebeneinander. Heute wird der Zirkel nicht nur jeder Unterschrift mit dem Couleurnamen beigefügt, sondern er tritt auch am Cerevis, im Wappen und auf vielen Gebrauchsgegenständen auf.

 

WAPPEN
Studentische Wappen treten erst um 1800 auf und wurden von tüchtigen Porzellanmalern zur Verzierung der blendend weißen Pfeifenköpfe erfunden. Sie richten sich daher auch nicht nach den strengen Regeln der Heraldik. Bestandteile sind meist die Verbindungsfarben, Gründungsdatum, Symbole der Prinzipien (z. 8. Kreuz, Schläger, Eule) und Teile von Landes- oder Stadtwappen.

[aus „Der Comment“, 1987, Thomas P. Walter, Raimund Lang, Dr. Harald Perko]